Die französische Medizinerausbildung gehört zu einer der besten weltweit. Nicht nur im internationalen Vergleich, sondern auch aus der Sicht deutscher Studenten, die dort bereits ein Jahr absolviert haben, steht das dortige Ausbildungsverfahren hoch im Kurs. Das liegt vor allem an zwei Faktoren. Das Auswahlverfahren ist sehr elitär, nur die besten kommen weiter und die werden stark gefördert. Der zweite Punkt ist, dass die praktische Ausbildung einen hohen Stellenwert besitzt. Ab dem dritten Studienjahr ist das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis ausgeglichen. Vormittags Uni – nachmittags Krankenhaus. Im Pflichtpraktikum auf der Notfallstation sichten die Studenten als Erste die Patienten und treffen auch erste Entscheidungen zur Behandlung, oft ohne dass ein Arzt anwesend ist. Man wächst an seinen Aufgaben, und gerade das, wird von deutschen Studenten als sehr positiv beurteilt.
Ein Medizinstudium in Frankreich ist keine wirkliche Alternative zu den NC Beschränkungen und langen Wartezeiten in Deutschland. Zwar wird in Frankreich zunächst jeder Bewerber zugelassen, was unter anderem zu überfüllten Hörsälen mit 800 Studenten für 100 Plätze sorgt, doch die schwierigen Siebungsklausuren nach dem ersten Jahr bestehen nicht mehr als 20%. Für großen Konkurrenzdruck sorgt, dass nur eine bestimmte Anzahl an Studienplätzen für die besten Absolventen des Tests zur Verfügung steht. Ohne ausgezeichnete französische Sprachkenntnisse ist die Chance diesen Test zu bestehen leider sehr gering. Fällt man zwei Mal durch, ist ein weiterer Versuch nicht möglich und man landet wieder auf der Warteliste der Zvs. Immerhin wird diese Zeit den Wartesemestern angerechnet. Aber die in Frankreich erbrachten Studienleistungen werden in Deutschland nur nach Bestehen dieser Prüfung anerkannt. Wer also plant, schon nach wenigen Semestern zurück nach Deutschland zu gehen und sich somit der Wartezeit zu entziehen, muss diesen Test unbedingt bestehen um sich direkt an einer deutschen Uni bewerben zu können.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau des Medizinstudiums in Frankreich
Das Studium ist vom Aufbau mit dem Deutschen vergleichbar. Es ist in drei Abschnitte eingeteilt: PCEM, DCEM und Internat.
Im zweijährigen PCEM werden hauptsächlich Naturwissenschaften, sowie eine Geistes- oder Sozialwissenschaft unterrichtet. Das PCEM ist in zwei Abschnitte unterteilt. Zum PCEM 2 gelangt man nur, wenn man zu den besten Absolventen der großen Selektionsklausur nach PCEM 1 gehört. Die Durchfallquote liegt bei ca. 80%.
Der zweite Abschnitt dauert vier Jahre und heißt DCEM. Das DCEM 1 dient der Einführung in die Arbeit im Krankenhaus. Im DCEM 2 bis 4 folgt der große praktische Teil. In dieser Zeit absolviert man viele Praktika. Das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis ist in dieser Zeit ausgeglichen. Man erhält grundlegende Kenntnisse in den Bereichen Pathologie und Therapie.
Nach sechs Jahren Regelstudienzeit absolviert man eine Abschlussprüfung und erhält das „Certificat de syntèse clinique et thearpeutique“ (CSCT)
Der darauf folgende Abschnitt ist mit dem deutschen AiP vergleichbar und nennt sich „Internat“. Man kann sich innerhalb von drei Jahren zum Allgemeinmediziner, oder in vier Jahren zum Facharzt ausbilden. Angehende Chirurgen müssen fünf Jahre einkalkulieren. Die Rangliste der CSCT Absolventen entscheidet über die Reihenfolge in der Auswahl der Fachrichtungen. Die besten Absolventen haben also freie Wahl.
Die Facharztausbildung wird mit dem „Diplôme d’etudes spécialisées“ (DES) beendet und als letzter Schritt folgt darauf die Doktorarbeit (Diplôme d’Etat de docteur medecine) um zur Praktizierung zugelassen zu werden.
Die Bewerbung zu einem Medizinstudium in Frankreich
Außer für die Region Paris und Parisienne, denn dort ist die Zentrale Vergabestelle SADEP zuständig, bewirbt man sich direkt bei der Universität. Dazu sollte man sich bei der Universität seiner Wahl erkundigen, welche Unterlagen und evtl. Leistungsnachweise speziell benötigt werden. Dies ist auch davon abhängig, ob man das Studium neu beginnt, es in Frankreich fortsetzen möchte, oder lediglich für ein oder zwei Semester dort bleiben möchte.
Bei einer Erstimmatrikulation in Straßburg benötigt man zum Beispiel ein übersetztes und beglaubigtes Abiturzeugnis und eine internationale Geburtsurkunde. Ebenfalls sollte man übersetzte Bescheinungen über alle bislang ausgeübten Aktivitäten beilegen und einen Dossier verfassen, in dem man die Beweggründe für sein Medizinstudium darlegt.
Möchte man sein Studium in Frankreich fortsetzen und abschließen, muss man in jedem Falle die Prüfung nach PCEM 1 bestanden haben. Dann werden die in Deutschland erbrachten Studienleistungen von der Uni eingeschätzt, hoffentlich auch anerkannt und man wird in seinen Kenntnissen entsprechend in ein Semester eingeteilt.
Interessiert man sich für einen Aufenthalt für wenige Semester, ist der bestandene PCEM 1 Test nur an manchen Universitäten Vorraussetzung. Die Bewerbung erfolgt ebenfalls direkt bei der Universität. Bei einem solchen Auslandsaufenthalt, ist es empfehlenswert sich besonders den praktischen Angeboten zu widmen, da diese Scheine in der Regel leichter in Deutschland anerkannt werden und gerade in diesem Bereich die Stärke des französischen Systems liegt. Das Erasmus Programm hat für solche Aufenthalte verschiedene Unis im Angebot.
Kosten eines Medizinstudiums in Frankreich
Die Lebenskosten in Frankreich betragen etwa 1000€ im Monat. Edufrance hat dazu eine gute Aufstellung der Kosten angefertigt:
PJ & Famulatur
Es gibt kaum ein Land in dem auf Famulaturen soviel Wert gelegt wird wie in Frankreich. Die Studenten wachsen dort Schritt für Schritt in die mit ihrem Beruf verbundene Verantwortung hinein. Die Ärzte verlangen vollen Einsatz und bieten im Gegenzug die Möglichkeit sich den eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten entsprechend in das Ärzteteam zu integrieren.
Sind gefestigte französische Sprachkenntnisse vorhanden, sollte man eine Auslandsfamulatur in Frankreich unbedingt in Angriff nehmen. Neben einer wichtigen Auslandserfahrung bekommt man hier nämlich auch eine Menge medizinisches Know-how beigebracht.
Anerkennung eines Medizinstudiums in Frankreich in Deutschland
Die in Frankreich erbrachten Leistungen werden in der Regel in Deutschland anerkannt. Beginnt man sein Studium in Frankreich, muss man unbedingt die Prüfung nach PCEM1 bestehen, ansonsten werden die Leistungen nicht anerkannt.
Bei Auslandssemestern empfiehlt es sich, möglichst klinische Teile des Studiums zu absolvieren. Diese werden meistens problemlos anerkannt. Aber egal welche Scheine man absolvieren möchte, man sollte seine Vorhaben im Voraus unbedingt mit seiner Universität und dem LPA abklären, denn Anerkennungsfragen werden von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt.